Der Winter kommt, das Bier ist schon da
Die meisten seiner Kunden beliefert Markus Bär wöchentlich. „Da kennt man sich dann auch persönlich und es ist ein gegenseitiges Vertrauen da. Das ist wichtig in meinem Beruf, schließlich gehen wir in den Häusern der Kunden ein und aus“, erzählt er. Seit mittlerweile acht Jahren ist der Andelsbucher für die Brauerei Egg mit dem LKW unterwegs, seit drei Jahren im hinteren Bregenzerwald. Und dort gibt es ein paar Spezialfälle, die nicht wöchentlich beliefert werden können – auch wenn der Bedarf da wäre.
Einer dieser Kunden ist die Sunnegg-Hütte in Damüls. Wer dort schon mal im Winter den Einkehrschwung erprobt hat, der weiß: Wenn Schnee liegt, wird eine Anlieferung mit dem LKW zur Sunnegg-Hütte eher schwierig. Denn die Hütte liegt inmitten der Skipiste. Deshalb macht sich Markus jährlich im Laufe des Novembers voll beladen auf den Weg nach Damüls.
Die Anfahrt ist bei der Sunnegg-Hütte jedoch nicht die einzige Herausforderung, auch das Ausladen ist ein spezieller Fall: Die angelieferte Ware muss in den Keller. Der Weg zum Keller führt außen am Gebäude vorbei, hat ein starkes Gefälle und ist zudem nicht asphaltiert. Mit dem Hubwagen tut man sich da schwer, mit der Sackkarre („Damit schafft man höchsten sechs Kisten auf einmal.“) wäre man bei 300 Kisten und 120 Fässern recht lange beschäftigt.
Die Lösung: ein Traktor mit Frontlader. Der hebt die Kisten vom LKW und führt sie zum Kellereingang, wo sie von Markus und seinen Kollegen wieder übernommen und an Ort und Stelle gebracht werden. „Es ist alles ein bisschen komplizierter dort. Aber das ist ja kein Problem, man macht das ja gerne“, lacht Markus. Einen halben Tag dauert die Eindeckung der Sunnegg-Hütte etwa, dann ist der Keller voll. In einem normalen Winter reicht das zumindest bis Februar. Alles, was danach noch gebraucht wird, wird zu einer Tiefgarage geliefert und muss von dort mit dem Skidoo zur Hütte gebracht werden. Auch andere Kunden – beispielsweise die Auenfeld-Hütte in Warth – werden von Markus und seinen Kollegen im Herbst eingedeckt. Bei den meisten Kunden kann man aber zumindest mit dem LKW bis zum Keller- oder Lagereingang fahren und direkt entladen.
Markus mag die Fahrten zu Kunden an eher abgelegenen Orten – im Sommer beliefert er auch zahlreiche Alpen – gern: „Da ist man ein bisschen in den Bergen und hat bei der Arbeit auch einen schönen Ausblick. Und ab und zu sieht man ein Murmeltier oder so“, lacht er.
Dass Markus als Bierführer bei der Brauerei Egg gelandet ist, hat übrigens auch mit Tieren zu tun: Der gelernte Zimmermann hat sich schon immer für Ziegen begeistert, konkret für die aussterbende Blobe-Rasse. Zu seinem 30. Geburtstag bekam er dann zwei geschenkt. Und weil das eine ein Bock war, wurden es bald mehr. Als er einmal spätabends von der Arbeit am Bau heimkam und dann noch mit Stirnlampe zu den Ziegen aufs Feld musste, dachte er sich: „So geht es nicht weiter. Entweder ich muss die Ziegen weggeben oder ich brauche einen anderen Beruf.“ Im Gemeindeblatt entdeckte er die Stelle bei der Brauerei Egg. Und das passte wie die Faust aufs Auge.
Doch nicht nur die – im Vergleich zu seiner Arbeit als Zimmermann auf dem Bau – geregelten Arbeitszeiten sind ausschlaggebend dafür, dass Markus seine Entscheidung nie bereut hat: „Als kleines und regionales Unternehmen haben wir einen super Zusammenhalt in der Firma. Jeder hilft dem anderen, wo er kann“, erklärt er. „Das taugt mir schon sehr.“
Ende der Geschichte