Der Diesl fährt seit 30+ Jahren
Matthias Lang – besser bekannt als „Diesl“ – ist LKW-Fahrer bei der Brauerei Egg. Und das schon seit mehr als drei Jahrzehnten. Das ist gut für seine Kunden, weil er sich auf seiner Tour auskennt wie kein Zweiter. Es ist aber auch gut für ihn – weil ihm sein Job gefällt.
1993 feierte „Jurassic Park“ seine Kinopremiere und spielte schon am Eröffnungswochenende die damalige Rekordsumme von 502 Millionen US-Dollar ein. Bill Clinton wurde amerikanischer Präsident und Österreich startete die Beitrittsverhandlungen mit der EU – und Matthias „Diesl“ Lang erstmals einen LKW im Auftrag der Brauerei Egg. „Das ist tatsächlich schon recht lange her“, sagt er und man kann ihm beim besten Willen nicht widersprechen. Das Besondere ist aber: Er fährt immer noch LKW bei der Brauerei. Warum? „Weil es mir einfach gut gefällt.“
Und wie ist er denn überhaupt zur Brauerei gekommen? „Ich habe davor als Zimmermann gearbeitet. Dann war der Job als Fahrer bei der Brauerei ausgeschrieben und ich habe mir gedacht: Das schau ich mir mal an“, erzählt Diesl. Dass sein Spitzname auch irgendwie zu seinem Job als LKW-Fahrer passt, ist übrigens Zufall. Der Name stammt nämlich aus einer Zeit, in der er (hoffentlich) noch keine LKWs in Betrieb genommen hat: „Ich hatte als Kind eine recht ordentliche Ausdauer und bin beim Turnen in der Volksschule immer sehr viel gerannt. Dann hat mich die Lehrerin einmal gefragt, ob ich eigentlich einen Diesel-Motor habe.“
Seine Route: Lieber arbeiten als fahren!
Aber zurück zur Brauerei. Dort konnte er nämlich schon nach kurzer Zeit eine fixe Tour von einem Kollegen übernehmen, was sich letztendlich als Glücksgriff herausstellte. Seither ist Diesl zuständig für den mittleren Bregenzerwald beziehungsweise das Gebiet von Egg bis Bizau. Pro Tag beliefert er zwischen 20 und 25 Kundschaften – vom Handel über die Gastronomie bis hin zu Alphütten, Tennis- und Fußballplätzen. Und wenn es in Richtung Wochenende geht, kommen manchmal auch noch diverse Feste dazu. Die Strecken zwischen den einzelnen Stopps sind meist recht kurz. „Das passt für mich super, denn das Arbeiten gefällt mir eigentlich besser als das Fahren, besonders bei dem Verkehr heutzutage.“
" ... Dann hat mich die Lehrerin einmal gefragt, ob ich eigentlich einen Diesel-Motor habe.“
Matthias "Diesl" Lang
Besagtes Arbeiten war früher – körperlich gesehen – noch deutlich anstrengender. Da gab es noch keine Hebebühnen und elektronische Hubwagen. Sämtliche Kisten und Fässer mussten von Hand entladen werden. „Das war schon anstrengend. Aber es ist dann eh recht rasch die Hebebühne gekommen, das war eine große Erleichterung.“ Dass es heut aber die reine Gemütlichkeit ist, kann man auch nicht sagen. Einerseits seien zwar die Hilfsmittel und die ganze Organisation besser geworden, dafür sei alles ein wenig schnelllebiger und stressiger. Aber das gelte nicht nur für seine Arbeit bei der Brauerei. “Und manche Touren sind auch körperlich immer noch anstrengend, wenn man Stiegen rauf oder runter muss. Das Gute daran ist: Man bleibt fit!“ Es war also früher nicht alles schlechter und ist heute nicht alles besser. „Es hat alles ein Für und ein Wider“, sagt Diesl.
Winter und Sommer: Der LKW fährt, der Schmäh rennt
Im Winter ändert sich seine Route ein bisschen. Schönenbach muss dann beispielsweise nicht mehr beliefert werden, auch die Tennis- und Fußballplätze haben naturgemäß einen deutlich geringeren Bedarf. Stattdessen geht es dann zu Kundschaften nach Warth, wo eher im Winter der Bär steppt. Zudem unterstützt er auch seine Kollegen bei den Eindeckungen. Das heißt, er begleitet sie im Spätherbst bzw. Frühwinter zu jenen Kunden, die mit Ware für mehrere Monate versorgt werden müssen, da sie danach – aufgrund ihrer Lage und dem Schnee – nicht mehr erreichbar sind.
Nur in einem Büro sitzen, das könnte er sich nicht vorstellen. Davon kriege man auch eher Rückenschmerzen als vom körperlichen Arbeiten. „Ich bin viel lieber draußen unterwegs – egal ob im Winter oder Sommer.“ Das gelte insbesondere auch deshalb, weil er in einer Region arbeite, in der andere Urlaub machen. „Letztens bin ich wieder nach Schönenbach gefahren und hab mich selbst gefragt: Wie schön ist es eigentlich bei uns?“ Darüber hinaus versteht er sich auch mit der Kollegenschaft in der Brauerei ausgezeichnet, was das Drumherum um die Arbeit noch einmal massiv aufwertet: „Wir ticken alle irgendwie ähnlich, der Schmäh rennt und am Abend setzt man sich auch mal zusammen und trinkt noch ein Bier. Das ist schon sehr viel wert.“
Wichtig: viel Wissen und freundlich sein
Die Arbeit an sich und die Umgebung tragen also wesentlich dazu bei, dass es Diesl seit 31 Jahren bei der Brauerei sehr gut gefällt. Aber es gibt noch einen wichtigeren Grund, und wenn man ihn fragt, ist es der wichtigste überhaupt: „Wenn ich zu meinen Kunden komme, dann habe ich das Gefühl, dass sie sich freuen.“ Das liegt einerseits daran, dass er ein gutes Produkt bringt und den Menschen nicht nur etwas „andrehen will“, andererseits aber auch daran, dass man sich einfach schon lange kennt. Denn dadurch findet man – falls etwas einmal nicht so läuft wie geplant – auch schnell und unkompliziert eine Lösung.
Und was man nicht vergessen darf: In den 31 Jahren hat sich Diesl einiges an Wissen angeeignet, das die Arbeit für ihn und seine Kunden massiv erleichtert: Er muss nicht dauernd fragen, was wohin gehört, sondern kennt sich bestens aus – beispielsweise auch in den SPAR-Filialen. Dort schlichtet er die Kisten gleich direkt ins Regal und schaut darauf, dass die neue Ware hinten steht und der Restbestand der vorherigen Lieferung nach vorne kommt. Bei anderen Kunden wiederum weiß er, dass man gleich in der Früh anliefern muss, weil danach der Parkplatz voll ist – und das die Wege extrem verlängern würde.
„Solche Dinge habe ich einfach im Kopf. Das sind Sachen, die sieht man gar nicht, sind aber auch wichtig. Das höre ich auch immer wieder von Kunden.“ Und dann gibt es noch einen Aspekt, der besonders entscheidend ist in der Zusammenarbeit mit Kunden. Dieser hat allerdings weniger mit der Erfahrung von 31 Jahren zu tun, sondern viel mehr mit der Person selbst. „Freundlichkeit! Wenn man die nicht ‚drinnen‘ hat, dann funktioniert es nicht.“ Doch diesbezüglich muss man sich bei Diesl wirklich keine Sorgen machen.
Ende der Geschichte