Floskellos verlängert
Wenn Fußballvereine neue Sponsoren-Deals präsentieren, dann geht es oft zu wie bei einer Rauferei im Kindergarten: Es wird an den Haaren gezogen. Nicht im wörtlichen Sinne, aber im sprichwörtlichen. Schließlich werden da Begründungen an den Haaren herbeizogen, was denn das Unternehmen und der Verein nicht alles gemeinsam hätten. Da passt ein Krypto-Asset-Managers plötzlich hervorragend zu einem Bundesliga-Klub, weil er ja gleichermaßen die Menschen begeistern will. Bei einem Verein, der seine Anhänger emotional auf dem Level eines Krypto-Asset-Manager anspricht – da möchte man Fan sein.
Vor Kurzem hat der FC Brauerei Egg die Partnerschaft mit der namensgebenden Brauerei Egg verlängert – diesmal gleich um stolze vier weitere Jahre. Und da gäbe es nun wirklich einen Haufen Floskeln, die man so oder so ähnlich aus der großen weiten Fußballwelt kennt und raushauen könnte: „Als regionales Unternehmen vertreten wir die gleichen Werte wie der Verein.“ „Als Traditionsunternehmen passen wir natürlich perfekt zu diesem Traditionsverein.“ „Der FC EGG hat – genauso wie die Brauerei – einen hohen Anspruch und ehrgeizige Ziele.“ Der große Unterschied zu sonstigen x-beliebigen Partnerschaften ist jedoch: Würden die Beteiligten solche Floskeln raushauen, sie würden sogar stimmen. Belege dafür? Gerne.
1) Als regionales Unternehmen vertreten wir die gleichen Werte.
In den Statuten des FC Brauerei Egg steht geschrieben, dass der Großteil des Kaders der ersten Kampfmannschaft aus dem eigenen Nachwuchs stammen muss. Man sieht am Egger Fußballplatz somit keine Söldner-Truppe, die jedes Jahr aus 11 anderen Kickern besteht. Vielmehr ist es eine überwiegend heimische Mannschaft, in der die meisten Spieler schon von klein auf beim Verein sind. Insgesamt sind mehr als 200 Erwachsene, Jugendliche und Kinder im Verein aktiv und glaubt man Volksschuldirektorin Carmen Willi, so ist Rot eindeutig die dominierende Farbe bei den jüngsten Mitgliedern der Gemeinde.
2) Als Traditionsunternehmen passen wir natürlich perfekt zusammen
Der FC Egg wurde bereits 1948 gegründet, die Brauerei gar schon 1894. Das sind nicht nur dieselben Ziffern in anderer Reihenfolge, das ist auch objektiv gesehen eine ordentliche Historie auf beiden Seiten. Hauptsponsor ist die Brauerei übrigens schon seit 1994. Es gibt also auch eine gemeinsame Tradition. Oder wie es FC-Obmann Alexander Hammer sagen würde. „Der Name FC Brauerei Egg – das ist ja fast schon ein Gesetz. Jeder andere Name würde irgendwie falsch klingen.“
3) Der FC Egg hat – wie wir – einen hohen Anspruch und Ziele.
Die sportlichen Ziele des FC Egg kann man als ehrgeizig bezeichnen: Man will in der höchsten Liga Vorarlbergs eine gute Rolle spielen. Das gelingt in den letzten Jahren durchaus. Größenwahn kennt man trotzdem nicht. Denn Erfolg zu haben, beschränkt sich nicht nur darauf, dass die erste Kampfmannschaft möglichst viele Siege holt. Da geht es auch um Dinge wie: Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern und die Fans zu begeistern. Und wenn man sich die Zuschauerzahlen von so manchem Zweitligisten in Österreich anschaut, dann dürften die angesichts von teilweise um die 1000 Zuschauer pro Spiel fast neidisch nach Egg schauen. Zumindest, wenn sie davon wüssten.
Somit: Beweisführung abgeschlossen. Für die Partnerschaft zwischen dem FC Brauerei Egg und der Brauerei Egg braucht es keine an den Haaren herbeigezogenen Argumente. Oder um nochmals Obmann Alexander Hammerer zu zitieren: „Man mag sich. Man vertraut sich. Es funktioniert alles. Es ist eine Win-win-Situation. Ich wüsste nicht, warum man etwas ändern sollte.“ Und damit ist eigentlich eh schon alles gesagt. Den Text hätte man auch wesentlich kürzer haben können.
Ende der Geschichte