Was unabhängig macht
In Österreich wird ordentlich Bier getrunken: ungefähr 108 Liter pro Kopf und Jahr. Nur die Deutschen und die Tschechen trinken mehr. Das ist für uns Brauereien prinzipiell eine gute Nachricht, wir müssen ja auch von etwas leben. Die Sache hat aber einen Haken: Nur vier von zehn Bieren stammen aus einer unabhängigen Brauerei. Das ist nicht besonders viel. Das heißt nämlich auch: rund 60 Prozent der Biere werden von Brauereien von internationalen Großkonzernen gebraut. Und die leben bekanntlich eh schon ganz gut. Im Übrigen ist das keine österreichische Besonderheit, der Weltmarkt wird grundsätzlich von drei Konzernriesen dominiert.
In Österreich haben sich 2021 deshalb drei widerspenstige Privatbrauereien zusammengetan und die Vereinigung der „Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs“ gegründet. Quasi um den Riesen die Stirn zu bieten. Das klingt fast wie bei Asterix und Obelix. Seit Anfang 2022 sind wir auch Brauerei-Gallier.
Wenn man sich heute die Werbeversprechen von Unternehmen anschaut, hat man manchmal das Gefühl, es gibt kaum mehr Betriebe, die nicht auf Regionalität achten. Generell gut - aber der Haken daran: Regionalität überall draufzuschreiben ist noch keine große Herausforderung. Entscheidend ist der nächste Schritt. Das weiß auch Lukas Dorner: „Uns ist es wahnsinnig wichtig, dass wir die Werte, die wir nach außen kommunizieren, auch leben.“
Doch was macht eine Privatbrauerei besser als eine Konzernbrauerei? Wie so oft im Leben geht es dabei um Werte. Ganz grundsätzlich finden wir heimische Traditions- und Familienbrauereien mit Sitz in Österreich doch eindeutig sympathischer als globale, undurchsichtige Konzernstrukturen. Neben reiner Sympathie hat das auch mit Wertschöpfungsketten und Regionalität zu tun. Letztere ist derzeit in aller Munde, oftmals halt nur als Buzzword – beispielsweise, wenn man so tut, als wäre man eine heimische Marke, man aber eigentlich Teil eines Weltkonzerns ist. Von der übermäßigen und irreführenden Verwendung des Wortes Regionalität lassen wir uns diese aber nicht kaputt machen. Denn wir verstehen darunter regionales Brauen, Kooperationen mit heimischen Betrieben und Rohstoffe aus der Region. Gute Sache also.
Mittlerweile sind 43 verschiedenen Privatbrauereien von Wien bis Egg teil der Vereinigung. Das zeigen sie unter anderem mit einem Siegel auf den Etiketten. Daran können Konsumentinnen und Konsumenten erkennen, ob sie gerade wirklich ein Bier von einer österreichischen Brauerei in der Hand halten. Zudem ist es auch ein Zeichen. Und zwar eines „gegen die Uniformität des internationalen Mainstreams an austauschbaren Bieren“. So steht es auf der Website der Vereinigung geschrieben. Das klingt vielleicht etwas hochgestochen, heißt aber nichts anderes wie: Wenn der Weltmarkt von nur drei Konzernen dominiert wird, sollte man sich nicht wundern, wenn irgendwann alles gleich (langweilig?) schmeckt.
Am 24. Juni feiern wir den Tag des Vorarlberger Bieres
Zum Siegel greifen ist also eine bewusste Entscheidung dafür, dass die Wertschöpfung in Österreich bleibt und nicht abwandert. Es ist auch ein Bekenntnis, die österreichische Bierkultur zu schützen und die Biervielfalt im Land zu fördern. Denn dass es keinen Weltkonzern braucht, um gutes Bier zu brauen – sondern ganz im Gegenteil – beweisen die heimischen Privatbrauereien schon seit vielen Jahrzehnten.
Tag des Vorarlberger Bieres
Die Vereinigung zeigt auch: Es gibt glücklicherweise nach wie vor sehr viele Brauereien wie uns, denen Konzernfreiheit wichtig ist. So wichtig, dass wir sie sogar auf die Flaschen drucken. Und das kann man dann auch mal feiern. Deshalb haben die Privatbrauereien die Unabhängigkeitstage ausgerufen. In Vorarlberg findet dieser am 24. Juni statt. Und weil Sterne ja immer irgendwie feierlich sind, machen wir eine Sternfahrt. „Wir“ bedeutet in diesem Fall – wenig überraschend – die Vorarlberger Privatbrauereien Mohrenbräu, Frastanzer und die Brauerei Egg.
Funktionieren tut so eine Sternfahrt ganz einfach: Man startet bei der jeweiligen Brauerei und fährt mit dem Bus zur ersten Partner-Brauerei. Dort gibt es eine Führung und Bier. Dann geht es weiter zur Nächsten. Dort gibt es eine Führung und Bier. Zum Abschluss geht es dann in die eigene Brauerei. Dort gibt es eine Führung und Bier. Man soll das Feiern ja keinesfalls zu kompliziert machen.
Das Ganze kostet 89 Euro. Dafür bekommt man nicht nur eine Busfahrt, sondern auch drei Führungen und drei Mal Bier. Und eine Feier. Und Unabhängigkeit.
Details Sternfahrt, 24.06.2023
• Abfahrt Brauerei Egg: 13:00 Uhr
• Brauerei Frastanz: 14:00 Uhr – 1,5 h Besichtigung
• Mohrenbrauerei: 16:00 Uhr – 1,5 h Besichtigung
• Brauerei Egg: 18:00 Uhr – 1,5 h Besichtigung
• Käsknöpflepartie: 19:30 Uhr
• Ende: 21:00 Uhr oder länger :)
Die Plätze im Bus sind limitiert auf 50 Personen, also schnell anmelden!
Reservierung unter brauerei@brauerei-egg.at
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